Was ist eine Rezension? Kurz und sehr allgemein gesagt: Eine Rezension ist die Beurteilung eines Kunstwerks oder Kunstereignisses. Wer zum Beispiel im Feuilleton einer Zeitung, in einem Online-Magazin oder Blogbeitrag ein Buch, einen Film oder eine Theateraufführung bespricht, Szenen und Momentaufnahmen beschreibt, einordnet und auch bewertet – der rezensiert.

Rezension? Oder Kritik?

Oft wird in diesem Zusammenhang auch von Kritik gesprochen. Aber: Genau genommen sind Rezension und Kritik nicht ein- und dasselbe – auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden. Kritik ist erst einmal eine sprachliche Äußerung. Laut Wörterbuch eine „prüfende Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten“. Die Rezension ist eine Form der Kritik. Und die kann sehr kritisch sein – muss sie aber nicht :). Mein Anspruch an meine Rezensionen ist: Sie müssen der Aufführung gerecht werden, die Arbeit und Leistung aller Beteiligten (an)erkennen und Kritik differenziert und nicht pauschal kommunizieren.

Wie ich Rezensionen schreibe

Schreibe ich eine Rezension, geht es mir vor allem um die Momentaufnahme. Welche Eindrücke kann ich von der Inszenierung mitnehmen und weitergeben? Welche Emotionen wurden transportiert? Welche gesellschaftlichen Entwicklungen thematisiert und hinterfragt? Wie hat der Regisseur, inszeniert, wie haben die Darsteller agiert, die Musiker gespielt und die Zuschauer reagiert? Wie wirken Bühnenbild. Lichtdesign und Choreographie? Das Zusammenspiel all dieser Faktoren machen das Theatererlebnis aus. Und die Antworten auf all diese Fragen sind die Basis meiner Rezensionen.

Mit Block und Kuli im Theatersessel

Grundlegend ist natürlich auch eine gute Vorbereitung, eine Auseinandersetzung mit dem Stück, seinem Autor oder – im Fall eines Musicals – auch mit dem Komponisten und seiner Musik. Schließlich ist es genauso wichtig, das Werk in seine Epoche einordnen zu können, wie in den aktuellen kulturellen oder auch gesellschaftlichen Kontext. Im Theater habe ich dann immer Notizheft und Kuli dabei. Ich schaue genau hin, höre genau zu – auch in mich hinein – und schreibe alles auf, was mir auffällt. Das kann ein ungewöhnlicher Inszenierungsansatz sein. Eine besonders mitreißende Interpretation eines Songs. Oder ein auffallend langer Szenenapplaus.

Wichtige Bestandteile einer Rezension

Meistens fühlt sich das Schreiben einer Rezension für mich an, wie das Schreiben einer Reportage. Ich versuche, den Leser mitzunehmen. Szenen und ebendiese Momentaufnahmen mit einer lebendigen Sprache vor seinen Augen entstehen zu lassen. Ihm das Gefühl zu geben, dabei zu sein. Oder – falls er dabei war – neue Aspekte der Inszenierung zu entdecken. Dennoch gibt es feste Elemente, die für mich  Bestandteil einer Rezension sein sollten:

  • eine kurze Einordnung des Werks: Was ist der Titel? Wann ist es entstanden bzw. feierte es Premiere? Wer ist Autor? Wer Komponist?
  • eine kleine inhaltliche Zusammenfassung: Was ist das Thema? Was sind zentrale Charaktere und Handlungsstränge?
  • eine Beschreibung der Inszenierung: Wie werden Textvorlage, Bühnenbild, Kostüme, Licht, Ton und Choreographie zusammengeführt?
  • eine Nennung der Beteiligten: Wer führt Regie? Wer hat die musikalische Leitung? Wer zeichnet für die Choreographie, wer für Kostüm- und Bühnenbild verantwortlich?
  • eine Schilderung der darstellerischen und gesanglichen Leistung: Wer sind die (Haupt-)Darsteller*innen? Wie füllen sie ihre Rollen aus? Wer sticht besonders hervor und warum? Wie ist die Ensembleleistung?
  • ein Fazit, eine abschließende Bewertung: Wie wurde die Vorlage umgesetzt? Wie originell oder aktuell war das Thema? Wie war die Wirkung auf das Publikum? Was waren Besonderheiten?

Rezensionen: Gradmesser für den eigenen Theaterbesuch

Finden sich diese Elemente – unterhaltsam und lebendig beschrieben und nicht einfach „abgehandelt“ – in einer Rezension wieder, sind die wichtigsten Aspekte berücksichtigt. Die Leser*innen bekommen einen ersten Eindruck von der entsprechenden Aufführung und im besten Fall auch einfach Lust, sich das Ganze selber einmal anzuschauen. Denn meistens sind Rezensionen nur eine erste Orientierung, ein Gradmesser, um für sich herauszufinden, ob sich ein Theaterbesuch auch „lohnt“. Das kann man allerdings am besten feststellen, wenn man selbst ins Theater geht. Und wenn ich das mit meinen Rezensionen erreiche, dann ist doch alles gut ;).

Wer noch mehr über Rezensionen erfahren möchte: Der Deutschlandfunk hat hier einen Artikel zu der Frage „Wozu dient eigentlich Theaterkritik?“ veröffentlicht.

Aktuelle Rezensionen von mir gibt es auf www.theaterliebe.com zu lesen. Ich freue mich, wenn ihr mal vorbeischaut.