Schreiben ist für mich als Journalistin mein Berufsalltag. Und das seit fast 20 Jahren schon. Alltäglich ist es aber nicht. Es ist mal leicht. Mal sehr fordernd. Manchmal sehr nervig. Mal Auftrag. Mal Ablenkung. Mal Auszeit. Aber immer irgendwie ein Teil von mir. Ich liebe, was Worte schaffen können, wie sie Bilder entstehen lassen, Gedanken anstoßen, Sicht- und Denkweisen vorstellen und mich durch Zeiten und Leben reisen lassen. Alles „nur“ mit Worten.
Ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht, wie ich wurde, was ich bin – also beruflich. Warum mich mein Weg sehr geradlinig und konsequent in den Journalismus geführt hat. Denn bis auf kurze berufliche Gedankenspiele mit Ziel „Lehrerin“ oder „Anwältin“ war mir als Jugendliche schon klar: Ich werde Journalistin. Für #BoomBoomBlog2022 habe ich genauer hingeschaut – und gemerkt, wie lange mich das Schreiben wirklich schon begleitet, wer den entscheidenden Anstoß gegeben hat und welches Schreibziel noch offen ist.
- Frühe Leseshow. Ich las, bevor ich es wirklich konnte ;). Mit vier hielt ich Lesungen aus meinen Kinderbüchern. Auswendig. Ich wusste, welche Sätze zu welchem Bild gehören und wann umgeblättert werden muss – auch wenn ich das Buch falsch herum hielt.

- Deutsch: Sehr gut. Mathe: Reden wir nicht drüber. Schon in der Schule habe ich gerne geschrieben. Seitenweise. Aufsätze liebte ich. Diktate konnte ich. Die roten Anmerkungen, Striche und Fehlerzeichen tummelten sich verstärkt in den Matheheften.
- Werd´ doch Journalistin. Meinen heutigen Beruf brachte meine Mutter ins Spiel: Du schreibst gern. Du schreibst gut. Du hast viele Interessen. Werd´ doch Journalistin. Da war ich 15 oder 16. Und ehe ich mich versah, hatte ich ein Praktikum bei der Lokalzeitung.
- Mutmacherin. Meine Mutter konnte sehr gut überzeugen, wenn sie überzeugt war. Dass sie meinen Spaß am Schreiben und Talent am Texten erkannt und an mich geglaubt hat – dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar.

- Learning by doing. Ein Sommer in der Lokalredaktion der Westfalenpost. Mein erster eigener Artikel war eine Reportage über neue Schulheft-Trends. Anrufen. Direkt einen Termin mit der Geschäftsführung machen. Kurzes Briefing der Redakteurin. Alleine hin – und learning by doing. Ich hatte Schiss. Aber auch Spaß. Und da der Spaß überwog, hab´ ich weitergemacht.
- Wann muss ich schreiben? Vom Praktikum zur freien Mitarbeit. Das ging fließend. Die Redaktion mochte meine Arbeit. Ich mochte die Arbeit in der Redaktion. Von da an war ich fast jedes Wochenende für die Zeitung unterwegs. Mein Standardsatz vor der Wochenend- und Fetenplanung stand auch in der Abizeitung: „Ich muss erst sehen, wann ich schreiben soll.“

- Von Kaninchenzuchtschauen bis Karnevalsitzungen: Thematisch war in dieser Zeit alles dabei. Im Lokalen lernt man die Basics schnell. Ich habe gelernt, zuzuhören. Genau hinzuschauen. Einen Aufhänger zu finden und einen Text zu schreiben, der Interesse weckt – egal ob das Thema selbst für mich interessant war. Das war meine Praxisschule. Die Theorie kam später.

- Der Hofstaat zum Gruppenfoto, bitte! Im Mittelpunkt zu stehen, vor anderen zu reden – das fiel mir nie leicht. Tut es bis heute nicht. Merkt man mir nur nicht mehr so an. Aber wer als Jugendliche ständig fremde Menschen ansprechen und interviewen und eine Gruppe Anzugträger oder den Schützenkönig samt Hofstaat zum Gruppenfoto formieren muss – der lernt, sich durchzusetzen. Und selbstsicher zu wirken.
- Live auf Sendung. An der Uni kam das Radio dazu. Live-Sendungen beim Uniradio ct moderieren, Interviews führen, Sendungen planen. Dann gab es noch ein, zwei Abstecher zum Lokalradio. Praktika beim WDR auch. Spaß hat das alles gemacht. Aber es hat mir auch gezeigt, dass ich beim Schreiben für Printmedien richtig bin.
- Theaterliebe. Am liebsten war ich für das Feuilleton unterwegs. Da habe ich meine Leidenschaft für den Kulturjournalismus entdeckt. Die Liebe zum Theater schon lange davor. Aber Kulturjournalistin – das wollte ich werden. Bin ich zwar nicht. Aber ich habe Theaterwissenschaft studiert. Und ich habe meinen Theaterliebe-Blog.

- Schreiben. Schreiben. Schreiben. Ich schreibe viel. Auch mit der Hand. Am liebsten mit Füller. Und ich liebe Notizbücher. Auf dem Dachboden liegen noch ganze Packen. Tagebücher aus der Teeniezeit. Reiseberichte. Meine Versuche als Autorin von Jugendromanen. Und ja: auch ein paar Gedichte. Schreiben gehört zu meinem Alltag. Es macht mich aus – nicht nur beruflich.

- Auf Durchreise. Das Volontariat führte mich zwei Jahre lang durchs ganze Sieger- und Sauerland. Für Seminare nach Berlin und Brüssel. Ich hab´ viel gelernt – auch, dass ein Einstellungsstopp dafür sorgen kann, dass man nach dem Volo keinen Job bei der Zeitung bekommt, die einen so geprägt hat. War rückblickend aber das Beste, was mir passieren konnte.
- Die andere Seite des Schreibtischs. Ich startete in die PR-Welt. Lernte die andere Seite des Schreibtischs kennen und lieben. Ich tauchte in völlig neue Themen- und Textwelten ein. Ich schrieb mehr Pressemitteilungen als Artikel, verfasste Broschüren- und Newslettertexte. Ich beriet Kunden, entwickelte PR-Strategien, platzierte Themen und Experten in den Medien. Ich lernte unglaublich viel – und konnte weiter schreiben.

- Work-Kids-Balance. Ich wurde Mama. Ich hab´ bald gemerkt, dass sich der Beruf einer Journalistin und die Arbeitswelt in einer PR-Agentur nur schwer mit Kindern vereinbaren lassen. Also machte ich mich selbstständig. Um flexibler zu sein. Es war eine Notlösung. Jetzt ist es die Dauerlösung. Bereut habe ich sie nie.

- Geschichtensucherin. Wenn ich durch die Straßen gehe, sehe und suche ich überall Geschichten. In den Gesichtern der Menschen. In dem Nummernschild des Wagens, der vor mir herfährt. Automatisch frage ich mich: Was für eine Geschichte steckt dahinter? Für mich ist das ein Automatismus und Teil meiner Vision. Über die liest du hier mehr, wenn du magst.
- Schlagzeilen im Kopf. Manchmal denke ich in Schlagzeilen. Dann kommentiere ich das Geschehen um mich herum mit Artikeln, die ich im Kopf entwerfe. Meistens sind es nur kurze Meldungen. Das habe ich schon als Kind gemacht – und es passiert heute immer noch.

Heute schreibe ich für Magazine und Zeitungen, texte für Websites und Newsletter. Ich tauche in immer neue Themenfelder ein – und mit Reportagen, Interviews oder Fachartikeln wieder auf. Das mag ich auch nach all der Zeit noch immer sehr. Keine Frage: Ich liebe das Schreiben.
Ich habe aber auch gemerkt, dass ich es liebe, anderen den Spaß am Schreiben zu vermitteln. Meine Textpertise weiterzugeben. Also arbeite ich mittlerweile auch als Textcoach. Es ist schön, wenn das, was für mich zur Routine und zum Handwerk gehört, bei anderen ganz viele Aha-Momente hervorruft.
Und jeder hat seine Geschichte. Man muss sie „nur“ erzählen. Gut erzählen. Und mit gut meine ich nicht korrekt, ohne Grammatikschnitzer und Rechtschreibfehler. Sondern gut im Sinne von echt und mitreißend. Persönlich und wirkungsvoll. Denn die eigene Businessgeschichte ist das, was uns von anderen unterscheidet. Sie ist unser Gut. Und darum ist erzählGUT auch das Textcoaching, mit dem ich andere dabei unterstütze, ihre Geschichte zu erzählen. Und irgendwann…dann schreibe ich auch ein Buch. Ganz bestimmt.